Wie finde ich einen guten Coach?
8 Kriterien
Diese Frage ist eine der häufigsten Fragen, die ich seit Jahren höre. Vorweg, es geht mir in diesem Artikel darum, Ihnen eine objektive Möglichkeit zu bieten, im Coachingdschungel an echte ExpertInnen zu gelangen. Die Gefahr ist groß, dass Sie aus Unwissenheit an HobbypsychologInnen geraten, die nach einer Wochenendausbildung oder gar ohne Ausbildung der Meinung sind, gute Coaches zu sein. Followerzahlen auf Social-Media-Kanälen geben ebenfalls keine Rückschlüsse auf die Qualität eines Coaches.
In einem Coaching geht es oft ans Eingemachte. Da sollten Sie hinterfragen, wen Sie als SparringpartnerIn an sich und Ihre Themen ranlassen und eine nicht unwesentliche Summe Geld überweisen. Mir krümmt sich regelmäßig der Magen, wenn ich bezahlte Werbeanzeigen von Menschen sehe, die ohne nachweisbaren Hintergrund (Lebenserfahrung alleine reicht nicht!) suggerieren, dass sie die Lösung sind. Bitte bedenken Sie, dass ein Coach selbst niemals die Lösung Ihrer Themen sein kann!
Das Grundsatzproblem ist, dass der Begriff „Coach“ keine geschützte und geregelte Berufsbezeichnung ist. Es kann sich jede Person, der sich dazu berufen fühlt, Coach nennen und als solcher tätig werden. Das wiederum sorgt dafür, dass es auf dem Markt viele schwarze Schafe gibt. Dadurch fällt es Suchenden schwer, seriöse von unseriösen Angeboten zu unterscheiden.
Ich hoffe, dass die folgenden acht Kriterien Ihnen die Suche nach einem guten Coach erleichtern werden.
1. Ausbildung des Coaches
Es gibt viele Coachingqualifizierungen, jedoch kein einheitliches Curriculum. Der Roundtable der Coachingverbände (RTC), ein Zusammenschluss mehrerer großer Coachingverbände Deutschlands, hat bereits 2015 ein Positionspapier (zehn Unterzeichner) verabschiedet, welches u. a. besagt, dass eine Coachingqualifizierung mindestens 150 Zeitstunden in Anwesenheit von qualifiziertem Lehrpersonal nicht unterschreiten sollte. Weiter wird empfohlen, dass ein Coach mindestens auf Niveau 6 des DQR ausgebildet sein sollte (Bachelor-Studienabschluss, Meisterbrief oder Fachwirt etc.).
Gerade im Social-Media-Bereich sehe ich immer wieder Werbeanzeigen, die suggerieren, dass man bei hochpreisigen drei- oder viertägigen Veranstaltungen zum Coach oder TrainerIn ausgebildet wird. Nein, mit Sicherheit nicht! Wenn Jürgen Klopp Ihnen sagen würde, kommen Sie zu meinem dreitägigen FußballtrainerInnenseminar für 15.000 Euro und danach fangen Sie beim BVB an, dann wären Sie bestimmt nicht dabei. Nun gut, der Vergleich hingt, da es für FußballtrainerInnen tatsächlich ein geregeltes Curriculum gibt. Ich sage nicht, dass die mehrtägigen Ausbildungsseminare zum Coach oder TrainerIn qualitativ schlecht sein müssen. Ich bin mir sogar sicher, dass einige gut sind. Als Ergänzung zu einer Coachingqualifizierung ist es garantiert bereichernd, von Jürgen zu lernen! Dennoch ist es nicht möglich, das umfassende Wissen aus Psychologie, Betriebswirtschaft, Pädagogik und Soziologie in dieser kurzen Zeit zu vermitteln und deren Anwendung zu üben.
2. Verbandsmitgliedschaft
Eine Verbandsmitgliedschaft kann hilfreich sein. Jedoch sagt auch diese nicht viel aus. Es kommt auf die Aufnahmebedingungen der Verbände an. Es gibt Verbände in die man einfach eintreten oder sich einkaufen kann. Dadurch ist es schwierig eine Qualitätsaussage herzuleiten. Wenn der Coach Mitglied in einem der Verbände unter dem Dachverband RTC ist oder die Aufnahmekriterien anderer Verbände entsprechend sind, kann eine Verbandsmitgliedschaft durchaus Orientierung geben.
3. Werdegang des Coaches
Schauen Sie sich den Werdegang des Coaches an. Ist die Person glaubwürdig? Passt die Person zu Ihrem Anliegen und Ihren Themen? Meistens vermittelt Ihnen die Webseite eines Coaches dazu einen ersten Eindruck.
4. Erfahrungen des Coaches
Welche Erfahrungen bringt der Coach mit? Coachingerfahrung? Branchenerfahrung? Führungserfahrung?
Nicht jeder Coach ist für jeden Anlass geeignet. Viele Coaches haben sich auf bestimmte Themengebiete und Anwendungsbereiche spezialisiert. Eventuell haben sie sogar in bestimmten Bereichen ihrer Ausbildung Schwerpunkte gesetzt. Seien Sie achtsam, wenn jemand behauptet, alle Probleme lösen zu können. Solche Aussagen sind in der Regel unseriös! Professionelle Coaches kennen ihre Grenzen und empfehlen KollegInnen, wenn sie sich selbst nicht als gute Wahl für Ihr Anliegen sehen. Sie lehnen auch Aufträge ab, die sie für nicht erfüllbar halten.
Gibt es Referenzen und Empfehlungen von ehemaligen KundInnen oder Institutionen? Um einen ersten Anhaltspunkt zu gewinnen, können auch Empfehlungen aus dem eigenen Bekanntenkreis hilfreich für SI sein.
5. Preis
Laut der Coachingumfrage vom artop-Institut an der Humboldt-Universität zu Berlin, lag der Preis für eine Coachingstunde im Privatkundensegment 2022 im Durchschnitt bei 158,65 Euro pro Stunde. Ein Erstgespräch sollte in der Regel kostenlos sein. Kostenunterschiede bestehen bei Coachingeinheiten, die von Unternehmen in Auftrag gegeben werden. Hier liegt der Stundensatz in der Regel bei über 200 Euro pro Stunde, auf den Top-Managementebenen sogar bei über 350 Euro pro Stunde. Zu berücksichtigen ist, dass die Aufwendungen für das Coaching als Fortbildung steuerlich geltend gemacht werden können, da mit Hilfe des Coachings eine Verbesserung der beruflichen Kompetenz angestrebt wird.
6. Sympathie
Natürlich spielt auch die Sympathie eine Rolle. (Jedoch sollte das nicht das einzige Kriterium für Sie sein.) Wichtig ist, dass der Coach eine Person ist, dem Sie Vertrauen entgegenbringen können. Engagieren Sie keinen Coach, wenn Sie diesen nicht mögen, oder die Beziehungsebene nicht stimmt. Suchen Sie sich eine Person, bei der Sie glauben, dass es Ihnen möglich ist, auch über kritische oder unangenehme Dinge zu sprechen.
7. Es geht nicht um die Coaches!
Ein guter Coach nimmt sich selbst in dem Prozess zurück. Wenn Ihnen Coaches die ganze Zeit von ihren Erfolgen und Lösungen erzählen, sind sie bei sich und nicht bei Ihnen. Natürlich ist es möglich, dass auch ein Coach mal einen Rollenwechsel vornimmt. Hier ist es jedoch wichtig, dies transparent für Sie als Coachee zu tun. Die inhaltliche Verantwortung in einem Coaching liegt bei Ihnen, der Coach verantwortet den Prozess.
8. Klarheit im Prozess!
Gute Coaches machen kein Geheimnis aus ihren Tools und Interventionen. Sie erklären Ihnen immer, warum sie was gerade anwenden. Des Weiteren verfügen sie über ein breites Spektrum an Interventionen. Sollten Sie eine Methode nicht verstehen oder nicht wollen, verändern gute Coaches sofort die Herangehensweise. Lassen Sie sich nicht einreden, dass Sie da „durchmüssen2!
Psychische Probleme und Erkrankungen liegen nicht im Tätigkeitsfeld eines Coaches, sondern eines Therapeuten. Coaching ist keine Psychotherapie! Fragen Sie den Coach, wo und wie er eine Abgrenzung vornimmt.
Mit diesen Empfehlungen können Sie sich jetzt an die Recherche für Ihren persönlichen Coachingprozess begeben. Ich wünsche Ihnen dafür viel Erfolg!
Ihr René