Vom Kollegium in die Führungsrolle: 5 Impulse für einen erfolgreichen Wechsel
Der Wechsel aus dem Kollegium in eine Führungsposition ist ein bedeutender Karriereschritt – und zugleich eine sensible Phase für das gesamte Team. Denn mit der neuen Rolle verändern sich auch die Beziehungen: Was gestern noch ein kollegiales Miteinander auf Augenhöhe war, wird heute durch Führungsverantwortung und Rollenklarheit geprägt.
Dieser Übergang braucht Fingerspitzengefühl, Klarheit und ein gutes Gespür für die Dynamik im Team. In diesem Beitrag erfahren Sie, wie Sie den Rollenwechsel erfolgreich gestalten – mit Nähe, aber auch der nötigen professionellen Distanz.
1. Kein radikaler Wandel: Holen Sie Ihr Team da ab, wo es steht
Auch wenn Sie jetzt die Führung übernommen haben – vermeiden Sie es, gleich alles umkrempeln zu wollen. Veränderungen erzeugen oft Unsicherheit. Besonders dann, wenn sie zu schnell und ohne Rücksicht auf bewährte Strukturen umgesetzt werden.
Der erste Schritt sollte daher sein: Beobachten, Zuhören, Verstehen.
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Was läuft im Team bereits gut?
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Welche Arbeitsweisen haben sich bewährt?
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Wo gibt es offenes oder unausgesprochenes Verbesserungspotenzial?
Indem Sie Ihr Team dort abholen, wo es aktuell steht, schaffen Sie Vertrauen und das ist eine unverzichtbare Grundlage für jede erfolgreiche Führung.
2. Nähe bewahren, Distanz gestalten
Als neue Führungskraft stehen Sie vor der Herausforderung, Ihre persönliche Nähe aus der bisherigen Zusammenarbeit im Team mit der notwendigen Führungsdistanz zu balancieren. Sie sind nicht mehr Teil des Teams, sondern gestalten jetzt die Rahmenbedingungen für Zusammenarbeit, Zielerreichung und Weiterentwicklung.
Das bedeutet nicht, dass Sie sich distanziert oder autoritär geben müssen – im Gegenteil. Zeigen Sie sich als zugängliche, empathische und klare Führungspersönlichkeit, die zuhört und Entscheidungen trifft.
Wichtig ist die Rollenklärung. Nicht nur für Sie selbst, sondern auch für Ihr Team. Die neue Rollenverteilung sollte transparent und nachvollziehbar kommuniziert werden.
3. Vertrauen gewinnen: Führen Sie zeitnah Einzelgespräche
Ein starker Einstieg gelingt, wenn Sie sich bewusst Zeit für persönliche Gespräche mit jedem Teammitglied nehmen. Ziel dieser Einzelgespräche ist es, Beziehungen neu zu gestalten und gleichzeitig Informationen zu sammeln:
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Was beschäftigt die Person aktuell?
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Was läuft aus ihrer Sicht gut – und was nicht?
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Welche Erwartungen hat sie an Sie als neue Führungskraft?
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Welche Ideen und Wünsche gibt es?
Seien Sie in diesen Gesprächen aufmerksam, ehrlich – und vor allem: versprechen Sie nicht zu viel. In der Anfangszeit überblicken Sie Ihre neue Rolle möglicherweise noch nicht vollständig. Wer zu schnell große Zusagen macht, riskiert Glaubwürdigkeitsverlust, wenn diese später nicht eingehalten werden können.
4. Orientierung schaffen: Erwartungen und Strukturen gemeinsam klären
Gerade wenn es interne MitbewerberInnen um die Führungsrolle gab, ist ein sensibler Umgang gefragt. Die Emotionen im Team können sehr unterschiedlich sein – von Anerkennung bis hin zu Enttäuschung oder Unsicherheit.
Ein strukturierter Auftakt kann hier viel bewirken – zum Beispiel in Form eines moderierten Team-Workshops, der zwei Perspektiven verbindet:
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Inhaltlich-professionell: Wo stehen wir als Team? Welche Aufgaben, Projekte und Herausforderungen liegen vor uns? Was brauchen wir, um gut zu arbeiten?
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Menschlich-verbindend: Was macht unser Miteinander aus? Wie können wir auch informell wieder gut zueinanderfinden? Eine gemeinsame Aktivität oder ein entspanntes Teamessen kann helfen, neue Energie und Zusammenhalt zu fördern.
Solche Maßnahmen, idealerweise begleitet durch einen Coach oder Trainerin, bieten einen sicheren Raum für Austausch, Orientierung und gemeinsame Zielentwicklung.
5. Geduld und Offenheit: Der Rollenwechsel braucht Zeit
Jede Veränderung bringt Unsicherheit mit sich – für Sie selbst, aber auch für Ihr Team. Die neue Führungsrolle wird nicht von heute auf morgen akzeptiert – sie muss wachsen, gelebt und angenommen werden.
Zeigen Sie sich offen für Feedback, gehen Sie Konflikten nicht aus dem Weg und kommunizieren Sie transparent über Ihre Ziele, Entscheidungen und Gedanken. Ihr Team wird spüren, ob Sie auf Augenhöhe führen – mit Klarheit, aber auch mit Respekt und Wertschätzung.
Der Wechsel vom Kollegium in eine Führungsrolle ist eine anspruchsvolle, aber auch spannende Reise. Wenn Sie diese bewusst, reflektiert und mit echter Offenheit angehen, legen Sie den Grundstein für nachhaltigen Führungserfolg.
Bleiben Sie nahbar, klar und lernbereit – und gestalten Sie Ihre neue Rolle gemeinsam mit Ihrem Team. Denn Führung bedeutet nicht nur, Entscheidungen zu treffen, sondern Beziehungen zu gestalten.
Ihr René Hanna